Montag, 30. Juni 2008

Jeder Abschied kann ein Neuanfang sein
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Heute heißt es Abschied nehmen denn ich bin bei meinem Ziel angekommen. Es war ein harter, langer, entbehrreicher, schmerzlicher aber auch lustiger, wunderschöner, lehrreicher, interessanter Weg und ich bin mächtig Stolz auf mich, dass ich ihn gegangen bin und durchgehalten habe.
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Der Weg hat mich sehr viel gelehrt und ich hoffe, dass ich das eine oder andere hier in meinem "normalen" Leben anwenden und umsetzen kann.
Der Weg hat mir sehr viel genommen aber viel mehr zurückgegeben.
Der Weg hat mir gezeigt wie wichtig es ist nicht alleine durchs Leben zu gehen. Die Menschheit ist eine Gemeinschaft und wir müssen lernen einander zu helfen und zu vertrauen.
Es ist nicht wichtig, was Du in Deinem Leben alles erreicht hast und welche Güter Du angehäuft hast, sonder wie Du gelebt hast.
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Ich habe auf dem Camino noch ein Sprichwort gefunden welches ich Euch noch auf Euren Weg mitgeben möchte:
Viel Kälte ist unter den Menschen
weil wir es nicht wagen
uns so herzlich zu geben
wie wir sind.
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Nun möchte ich mich noch bei Euch allen bedanken.
Ohne Euch allen wäre es nicht so schön auf dem Camino gewesen und wer weiß ob ich ohne Euch den Weg geschafft hätte.
Ihr habt mir immer wieder Mut zugesprochen und an mich geglaubt.
All Eure Anrufe und die vielen Kommentare haben mir immer wieder gezeigt:
Biggi du bist nicht alleine und all deine Freunde und deine Familie denkt und glaubt an dich.
Ihr könnt jederzeit hier weiter in mein Tagebuch schreiben oder auch an mich persönlich. Meine Mailadresse dürfte, glaube ich, jeder haben und wenn nicht, hier ist sie nochmal:
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Also, macht es gut und denkt immer daran:
Jeder Mensch braucht ein Ziel im Leben und wenn Ihr es erreicht habt,
dann sucht Euch einfach ein Neues aus.
So wie ich :-)))
Mehr wird aber noch nicht verraten.
Am Ziel Deiner Wünsche wirst Du eines vermissen:
Dein Wandern zum Ziel

Santiago de Compostela

Mein credencial del peregrino

Meine zwei Pilgerpässe

Meine compostela

Mein Pilgerstab den ich nach 5 Tagen Wanderschaft auf dem Camino im Wald gefunden habe. Er hat mir sehr große Dienste erwiesen und bekommt bei mir Zuhause einen ganz besonderen Platz. An ihm hängt meine Jakobsmuschel die die ganze Zeit über an meinem Rucksack befestigt war.
Meine Wanderstiefel, ihnen gebührt ein riesengroßes Lob. Sie haben mich blasenfrei über 800 km getragen.
Hier nochmal ein paar Bilder von meinem Weg.
Ich kann immer wieder nur jedem sagen, wenn Du so eine Reise tun willst, dann überleg nicht lange ob oder ob nicht, sondern tu es.

Samstag, 28. Juni 2008

Meine drei Spanier

Heute nun möchte ich Euch meine drei Spanier vorstellen. Damit Ihr nicht ständig anrufen müsst und fragen wo die Fotos bleiben und wann sie endlich reingestellt werden.
Viel brauche ich Euch nicht mehr von ihnen erzählen. Mit Juan bin ich noch immer in Kontakt. Wir telefonieren mind. 3 x die Woche. Leider ist seit einer Woche seine Mama im Krankenhaus und es sieht nicht sehr gut aus. Ich bete für sie, denn seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter ist sie die Einzige die er noch hat. Mein größter Wunsch an Juan ist der, dass er eine Frau kennenlernt wo er seinen Schmerz vergessen kann.
Von Viktor weiß ich, dass er endlich seine Kinder wieder sehen darf. Das hatte ich Euch ja noch garnicht erzählt. Viktor ist seit 3 Jahren geschieden und seit dieser Zeit konnte er seine Kinder nicht mehr sehen. Seine geschiedene Frau lebt mit den Kindern im Ausland und er hat keine Adresse. Es ging ihm ziemlich nahe und jedesmal wenn wir in einer Stadt Kinder sahen schaute er ihnen sehnsüchtig nach. Ich freue mich so für ihn und hoffe, dass er seine Kinder jetzt öfters sehen kann.

Juan

Jose, genannt Pepe

Viktor

Donnerstag, 26. Juni 2008

Auf den ersten zwei Bildern seht Ihr San Anton. Sie gehört zu den sonderbarsten Ruinen am Weg. Da die heutige Landstraße strikt der historischen Pilgerroute folgt, verläuft sie mitten durch das Bogengewölbe, das einst Kloster (Hospital) und Kirche (Herberge)verband. Die Pilger mussten damals durch das Tor und entschieden sich dann für rechts oder links (Hospital oder Herberge). Wenn es dies heute noch gegeben hätte, wüßte ich wohin ich gegangen wäre.

Zu dem Schaf möchte ich Euch was erzählen. Ich kam zu dieser riesengroßen Schafsherde. Dies ist eigentlich nichts wofür es sich lohnt den Foto rauszuholen, denn solche Schafsherden sieht man fast täglich. Aber dann fiel mir dieses Schaf von weitem auf. Ich stand da und traute meinen Augen nicht. Das Schaf wurde von oben her beleuchtet. Aber von wo? Sonnenstrahlen gab es keine. Nur dicke Wolken. Alle anderen Schafe sahen "normal" aus. Nur dieses eine nicht. Es stand da und schaute mich an. Ich lief näher zu ihm. Es rührte sich überhaupt nicht. Ich bekam richtig Gänsehaut. Selbst auf dem Bild kann man erkennen das rundherum kein Licht ist.

Na, was haltet Ihr von meinem Sonnenaufgang? Ist er nicht der Hammer? Wenn man tagelang nur Regen hat, dann kommt einem dies wie ein Sechser im Lotto vor. Ich hatte mich an den Wegesrand gesetzt, ihn beobachtet und so vor mich hingeträumt. Es war ein wunderschönes Glücksgefühl. Man glaubt nicht worüber man sich hier freuen kann.
Auf dem nächsten Bild kann man sich aussuchen in welche Richtung man denn laufen möchte. Aber: Nur eine Richtung ist die Richtige. Tja, irgendwie wie im richtigen Leben. Man hat mehrere Möglichkeiten, aber nur eine ist die Richtige und diese zu finden glaube ich das ist die Kunst des Lebens.
Meine Füße hatten auch schon bessere Zeiten erlebt, aber wie Ihr sehen könnt: KEINE BLASEN, KEINE DRUCKSTELLEN, KEINE PFLASTER.
Hier seht Ihr wie ein Pilger seine Wäsche trocknet. Er hängt sie solange an den Rucksack bis sie trocken ist. Wenn es regnet, dauert die ganze Aktion etwas länger.

Dienstag, 24. Juni 2008

Ankunft in Burgos

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass mir hier in Burgos mein Berliner Radfahrer über den Weg läuft. Eigentlich hätte er schon kilometerweit vor mir sein müssen. Aber wie immer auf diesem Weg: "Es ist nie so wie es scheint".
Immer wieder bestätigt sich mein Gedanke: Plane und denke nicht so viel, denn es kommt sowieso immer anders.